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Geschichten aus Steinschönau
Book on Steinschönau

by Harry Palme (Mahl)

 

English

Deutsch 

Taschenbuch 
Verlag: Books on Demand GmbH 
Erscheinungs datum: November 2005 
276 Seiten 
403gr 
Sprache: Deutsch 
ISBN: 3833433310

 

 

 

 

 

Geschichten aus Steinschönau 


(Stories on Steinschönau)
by Harry Palme (-Mahl)

Under progress. To be translated

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Geschichten aus Steinschönau
von Harry Palme (-Mahl)

 

Kurzbeschreibung

1945/46 wurden die Sudetendeutschen 'ausgesiedelt'; ausgenommen waren Spezialisten. 

Lusterfabrikant Harry Palme musste in dem nordboehmischen Glasindustriestaedtchen Steinschoenau die neue, tschechische, Belegschaft einarbeiten. Abends zeichnete er auf, was sich seit etwa 1820 in seinem Heimatort zugetragen hatte. Er charakterisierte die feinen und kleinen Leute des Glasmachermilieus und dokumentierte so eine Kultur, die mit den letzten Deutschen Steinschoenaus ausstirbt. 

Seine Geschichten zeigen, dass man damals, obwohl alle aufeinander angewiesen waren, miteinander nicht zart umging, um mit ueberbordender Phantasie Farbe in den harten Arbeitsalltags zu bringen.

 

E i n f ü h r u n g

Es bildet einen eigenen Reiz, alle die Menschen, welche in den vergangenen Tagen ihre ganze Kraft unserer so schönen Glasindustrie gewidmet haben, auch einmal in ihrer Losgelöstheit vom Berufe, in ihrer Fröhlichkeit, ja, in ihrer Mutwilligkeit zu belauschen. Gerade diese Einblicke ergänzen erst unser Verständnis ihres Charakters. Ihre Schlagfertigkeit und ihr natürlicher Mutterwitz zeugen von ihrer raschen Denkungsart. Das bei der Steinschönauer Bevölkerung so beliebte „Veratzen“ (Verpopeln) ihrer Mitmenschen, das selbst in den schärfsten Formen meist nicht abstoßend wirkte und fast immer auf deren offensichtliche Schwächen zielte, lässt ihre rasche Auffassungsgabe erkennen. Wenn Hänseleien manchmal auch recht brutale Formen annehmen konnten, muss dabei immer berücksichtigt werden, dass der jeweilige Bildungsgrad und die vom Alkohol gelöste Stimmung zwar deren Gewand etwas rauh erscheinen lassen, aber der Wille, die Gesellschaft zu unterhalten und eine Entspannung von den so schweren Tagesgeschäften herbeizuführen, dabei vorherrschte. Der Mann, welchem in fröhlicher Runde mit raschem Sinne manch ein Schabernack und Hänseleien einfallen, wird auch in seinem ernsten Berufe seine Pflicht rasch erfassen und eine zielbewusste Arbeit leisten.

Wenn ich auf den nachfolgenden Seiten eine Reihe von Begebenheiten und Geschehnissen berichte, die sich tatsächlich in Steinschönau abgespielt haben, so hoffe ich, durch die Beleuchtung der fröhlichen und sorglosen Seite des Lebens unserer Vorfahren eine fällige Dankesschuld abzutragen, da wir ihnen ja  verdanken, dass durch ihre ersprießliche Arbeitsleistung unsere Glasindustrie all die verflossenen Tage trotz Krisen und schlechten Zeiten immer all jene Kräfte entwickelte, sich auf der Höhe ihres Weltruhms zu erhalten.

Beim besinnlichen Durchstudieren der nachfolgenden Berichte wird vor allen Dingen als sehr sympathisch und angenehm auffallen, dass es in Steinschönau nie einen „Kastengeist“ gegeben hat, sondern, dass  sich Arbeiter, Beamte* und Unternehmer auch in ihren Mußestunden brüderlich an einem Tische versammelten und ohne jeden Standesdünkel ihre Scherze miteinander trieben. Es sei hier bemerkt, dass den Steinschönauern immer schon ein loses Mundwerk eigen war, welches in der ganzen Umgebung gefürchtet wurde. Besonders in jenen Orten, welche sich nicht mit dem Glase beschäftigten, hatten die Menschen eine nicht so beschwingte und leicht-fassende Denkungsart wie die Steinschönauer Bevölkerung, welche zufolge ihrer Industrie weit mehr mit der Welt in Berührung kam als jene anderer Orte.

Dass dieses Büchlein mitunter kein Lesestoff für Damen und Halbwüchsige sein kann, wird begreiflich erscheinen, weil ich ja als treuer Chronist auch recht verfängliche Begebenheiten ungeschminkt wiederzugeben hatte.

Es muss daneben sehr angenehm berühren, wenn der geneigte Leser zum Beispiele aus den Geschehnissen, an welchen der damals sehr wichtige und weltbekannte Glasraffineur Sebastian Weidlich beteiligt war, erfährt, dass  dieser Mann einerseits mit seiner Kundschaft in der elegantesten Weise zu verkehren verstand, andrerseits in seinem Freundeskreise nie als einer erschien, dem man nachsagen hätte können, er sei etwas Besseres als seinesgleichen. Da dieses freundschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl sich auch im beruflichen Leben auswirkte und gepflogen wurde, erscheint es begreiflich, dass die gemeinsame Lebensarbeit dieser Männer, die auf Freundschaft und Verständnis aufgebaut war, sich ersprießlich auf den Erfolg des ganze Ortes auswirken musste.

Ferner gilt: Der Steinschönauer kann ohne seinen Dialekt nicht voll verstanden werden. Es wäre unmöglich, seine Mentalität zu erfassen, wenn man ihn in der Schriftsprache reden ließe. Gerade der Dialekt von Steinschönau und seiner Umgebung bildet fast eine gesonderte Sprache. Pointen des Ausdruckes, welche im Dialekt mit wenigen Worten treffend zugespitzt werden können, verblassen zur Nichtigkeit, wenn man sie ins Hochdeutsche übersetzen würde. Die meisten der oft sehr kräftigen Ausdrücke, welche den Uneingeweihten oft abschrecken, weil sie ihm als unanständig erscheinen, sind im Dialekte meist eine Selbstverständlichkeit von absoluter begrifflicher Harmlosigkeit.

Möge der Inhalt der nachfolgenden Seiten allen, die nun fern von ihrer geliebten Heimat ihre Tage verbringen müssen, etwas „Schinner Luft“ um die Nase wehen lassen und ihre Gedanken zurückführen in jene Tage, in welchen es ihnen noch möglich war, in gemeinsamer, zielbewusster Arbeit an dem Erbe unserer Väter segensreich weiter zu schaffen.

 

Parchen bei Steinschönau im Spätherbst 1951           H. Palme

 

Anmerkung der Herausgeber: Harry Palme begann Ende 1951 mit der Sammlung und Abfassung der folgenden Geschichten, um über den Tod seiner Frau hinweg zu kommen. Da er annahm, dass die tschechischen Behörden seine Post zensieren, versah er die Durchschläge mit einem Zeichencode, bevor er sie in willkürlicher Reihenfolge als Einwickelmaterial an seine Tochter nach Ebersbach/Sachsen sandte. Mit deren Über-siedlung gelangte das Material später in die BRD.

 

„Beamte“* - meint vor allem die Firmenangestellten

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